Am Freitag ist es wieder so weit. Nach 6 Monaten startet, zum zweiten mal in diesem Jahr, die “Ein Herz für Blogs” Aktion. Fand ich diese Aktion vor ein paar Monaten noch richtig gut, zähle ich sie nun eher zu den typischen Oberflächlichen Blog Aktionen. Das liegt aber nicht an dem Initiator sondern viel mehr an den meisten Beteiligten. Wahrscheinlich werde ich mir mit diesem Artikel den Unmut einiger Blogger zuziehen aber ehrlich gesagt, ist es mir auch ziemlich egal.
Gescheitert: Blog Paraden, Blog Aktionen
Der eigentliche Gedanke von “Ein Herz für Blogs” ist, das jeder Blog ein paar andere Blogs vorstellen soll und somit eventuell auch kleine bzw. junge Blogs ein wenig Aufmerksamkeit bekommen. Es sollen also Blogs bekannt gemacht werden, die man sonst vieleicht nie selber entdeckt hätte. Daran haben sich beim letzten mal sehr viele beteiligt. Da wurden dann Blogs mit ein paar Zeilen vorgestellt und für einen Moment vergaß man den eigenen Linkgeiz. Danach passierte nichts. Ich meine wirklich nichts. Kaum einer hat den eigentlichen Grundgedanken verstanden oder von sich aus weiter geführt. Wozu auch? Mit der Teilnahme konnte man prima wie wild mit Trackbacks und Pings um sich werfen ohne das das einer einem übel genommen hätte. Ob irgend jemand den Beitrag liest, ist da scheinbar nebensächlich. Hauptsache dabei sein und seine Schuldigkeit getan.
Der Initiator Kai Müller erhofft sich auch, das man sich, wie früher wieder mehr untereinander verlinkt. Lieber Kai, deine Aktion in allen Ehren aber bitte wach auf. Das hat beim letzten mal schon nicht funktioniert (der Linkgeiz nimmt eben weiter zu) und wird es wohl auch dieses mal nicht. Leider. Aber zumindest ist es ein kleiner Lichtblick und für ein paar wenige Tage im Jahr wird der eigentliche Grundgedanke vom Internet wieder umgesetzt.
Linkgeiz siegt
Wie Oberflächlich solche Aktionen von Bloggern letztendlich aufgenommen werden, zeigen beispielsweise die längst abgelaufenen zahlreichen DoFollow Aktionen der vergangenen Monate. Damit sollte im großen Stil auch der Linkgeiz innerhalb der Blogsphäre eingedämmt werden. Schaut man sich ab und zu diese Aktionen in einem gewissen Zeitraum wieder an, stellt man fest, das einige Ihre Kommentare wieder mit NoFollow versehen haben. Ich habe ein paar Blogs darauf angesprochen und ich habe selten so dumme Ausreden erhalten. Leider wird die Anzahl der Blogger, die NoFollow wieder einsetzen, stetig größer. Erstaunlicherweise sogar bei den rein Privaten Blogs. Die so genannten “Top Blogger” machen es ja in der Mehrheit vor. Die interessieren sich übrigens auch kaum für solche Aktionen.
Mit Blog Paraden ist es ähnlich. Am Anfang war es eine gute Idee, von der aber mittlerweile kaum einer noch Notiz nimmt. Blog Paraden sind häufig doch sehr Oberflächlich geworden und nicht selten ohne echten Sinn. Die letzten Blog Paraden die ich verfolgt habe, dienten nur zur Beschaffung von Backlinks. Solche oder ähnliche Hintergedanken stecken oftmals in solchen Aktionen, Paraden oder wie immer man sie auch nennen will. Halt, mir fällt da eben der passende Begriff ein der sogar starke parallelen zwischen der Online und Offline Welt offenbart: Flashmob.
OK, ich nenne solche Paraden und Aktionen jetzt nur noch Blog Flashmobs. Alle dürfen mal laut Yeah! schreien und das war es dann. Passt.
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Kai
14. Oktober 2009, 11:58 Uhr
Hallo Andreas, ich bin schon lange wach :)
Was ich interessant finde, ist, dass aus der Webentwickler und SEO-Ecke die Geschichte immer wieder mit dem Begriff „Linkgeiz“ aufgegriffen wurde. Der Ansatz war ein anderer, und der hat wunderbar funktioniert. Es ging dabei um zwei einfache Dinge:
1. Blogs vorzustellen, die man gerne liest, und vielleicht (weil thematisch nicht unbedingt relevant) nicht auf diese verweist. Das hat nichts mit Linkgeiz zu tun, sondern schlicht damit ein paar Empfehlungen zu verteilen. Dem Feedback nach zu urteilen, hat das sehr gut funktioniert. Leser haben sich gefreut, den ein oder anderen neuen Blog darüber gefunden zu haben, Blogger haben sich darüber gefreut, an diesem (und auch späteren Tagen) ein paar Besucher mehr zu haben.
2. Spaß haben. Ich weiss, dass wir nicht so gerne über positive Dinge schreiben oder sprechen. Das klingt dann immer so nach Geschleime. Man kann sich über jede Idee, jede Aktion, so lang den Kopf reiben, bis man etwas Negatives gefunden hat. Klar, jedermanns Recht und so, aber während sich ein paar Leute noch damit beschäftigen, welches Keyword nun in welchem Backlink ohne NoFollow unterzubringen ist, bekommen andere durch interessante Inhalte X echte, wertige Backlinks und vor allem immer neue Stammleser. Das verstehen leider viele, die sich noch immer mit so sinnfreien Themen wie dem Page Rank (hatte wohl vor fünf oder sechs Jahren noch eine Bedeutung) beschäftigen, nicht.
Es steht natürlich jedem frei, solche (völlig unverbindlichen) Aktionen so zu interpretieren, wie er es möchte. Aber wie wär’s mit dem gar nicht so langweiligen „Leben und Leben lassen“?
Übrigens geht allen Flashmobs eine Sache voraus: eine Idee und der Wille, gemeinsam etwas zu bewegen.