Für diesen Artikel habe ich ganz bewusst, einige Tage Abstand von Google Plus genommen, um mir auch eine andere Sichtweise als Außenstehender zu verschaffen. Normalerweise bin ich im sozialen Netzwerk von Google recht aktiv. Ich teile und plusse hauptsächlich Berichte und Links von anderen und versuche mich auch über Neuigkeiten und weiteren Informationen auf dem Laufenden zu halten. In den letzten Monaten hat sich jedoch einiges getan und vieles spricht dafür, dass Google Probleme mit ihrem sozialen Netzwerk hat und die selbstgesteckten Ziele wahrscheinlich verfehlt haben.
Zunehmend inaktive User
Dass es in vielen Kreisen, Communitys oder gar dem eigenen Stream zunehmend ruhiger wird, ist nicht nur mir aufgefallen. Da werden Kreise regelrecht entrümpelt und neue Personen hinzugefügt um endlich wieder Schwung in den Stream zu bekommen. Ein Indiz dafür, dass es sich möglicherweise um ein wesentlich größeres Problem bei Google+ handelt, liefert eine relativ neue Eigenart vom Netzwerk: Immer häufiger werden im Stream Postings von Personen angezeigt, welche man nicht in den eigenen Kreisen hat und dessen Inhalt vom Posting rein gar nicht mir den eigenen persönlichen Interessen deckt. Es macht fast schon den Eindruck, dass Google hier aktiv eingreift, um den User „irgendetwas Neues“ anzubieten. Dass Google+ an Boden verliert, lässt sich aus der Meldung zu einer US Studie entnehmen, in der deutlich wird, welchen Stellenwert das soziale Netzwerk bei den Jugendlichen überhaupt hat.Google steht also unter Zugzwang, auch wenn man das nicht gerne zugeben mag. Die angeblichen Nutzerzahlen (540 Millionen) waren natürlich komplett geschönt. Wer sich bei Gmail, YouTube oder einen anderen Google Dienst anmeldet, erhält automatisch einen G+ Zugang und zählt als aktiver Nutzer. In Wahrheit sind es doch nur 190 Millionen und als aktiv gilt schon, wer mindestens 1x im Monat den Plus Button unter einem Artikel oder YouTube Video klickt.
Bemühungen von Google
Seit dem 1. Juli gibt es auch einen offiziellen G+ Community Manager. Mit Philipp Steuer wurde der ideale Partner gefunden, der sich nicht nur mit G+ sehr gut auskennt und darüber ein Buch geschrieben hat, sondern auch weiß, wie man die Leute auf G+ erreicht. Um eine möglichst breite Masse für das eigene Netzwerk interessanter zu machen, wurde pünktlich zum Bundesliga Start dann eine offizielle Google+ Fußball Community gegründet, die trotz diverser Hangouts mit bekannten Fußballern aus der Bundesliga, bisher auf mickrige 1364 Mitglieder kommt. Diese Community ist ein Flop. Kaum vorhandene Aktivitäten und das ausgerechnet bei einem Thema, dass überall immer für Emotionen und zahlreiche Diskussionen sorgt. Nur nicht in der Google Community. Da ist es auch kein Wunder, dass Google versucht, sich Hilfe von außen zu holen. So lud man im August die bekanntesten Fußball Blogger ins Hamburger Hauptquartier ein und versuchte diese von den Vorteilen ihrer Plattform zu überzeugen.
Auch im Gaming Bereich versucht man wieder Fuß zu fassen nachdem man erst am 30.06.2013 alle Spiele aus dem Netzwerk gestrichen und in den Mobilbereich auslagerte. Am 31.10. wurde kurzerhand die Google+ Gaming Community ins Leben gerufen und auch diese wird wahrscheinlich ein Flop werden. Gründe? Kein echter Mehrwert gegenüber anderen Plattformen. Interessierte Gamer sehen im sozialen Netzwerk auch keine geeigneten Spielangebote (oder ähnliche Identifikationsmerkmale), die den wichtigsten Anreiz überhaupt darstellen. Wie und wo es in Zukunft abgehen wird, zeigt sich jetzt schon bei Steam: Dort wird fleißig an einer geeigneten Hardware (Steam Box) inklusive Betriebssystem gearbeitet. Für gemeinsame Multiplayer Partien werden ideale Voraussetzungen geschaffen zumal Steam auch immer mehr zum sozialen Gaming Netzwerk avanciert. Da kommt so etwas genau zum richtigen Zeitpunkt. Auch für Microsoft Xbox One oder Sony Playstation 4, werden die sozialen Bereiche weiter ausgebaut. Dicke Konkurrenz bei der Google schon jetzt kaum eine Chance hat.
Im Prinzip könnte Google solch ein Netzwerk auch umsetzen. Ein funktionierender Multiplayer Modus für ausgewählte Android Spiele würde sicherlich nicht nur der neuen G+ Community auftrieb verschaffen. Möglicherweise sogar umsatzfördernd für die hauseigenen Tablet PCs, Smartphones und App Verkäufe sein. Aber davon ist man leider weit entfernt. Für Technik Nerds, Redakteure, Blogger und Webworker ist Google+ zwar eine tolle Plattform aber für die große Masse, die unterhalten werden will, bleibt es nach wie vor sehr unattraktiv und Aktivitäten bleiben dementsprechend aus. Schlimmer noch, als Nutzer bekommt man immer mehr den Eindruck, dass Google seine Dienste um jeden Preis aufzwingen will.
War Google Reader ein Bauernopfer?
Mit dem neuen Design, welches im Mai 2013 ausgerollt wurde, konnten sich nicht alle Nutzer mit anfreunden. Ich sehe dort auch einen negativen Umbruch bei Google+, der zusätzlich einige User vertrieben hat. Ich persönlich brauchte auch einige Zeit um mich an das neue Design zu gewöhnen und mag es immer noch nicht. Das neue Design sollte den Stream und dessen Inhalte auf allen Endgeräten besser zur Geltung bringen. Es sollte den User animieren einfacher und mehr Infos zu teilen, eben noch aktiver zu werden. Das scheint nicht wirklich geklappt zu haben. Da mussten weitere Maßnahmen her.
Kurzer Zeit nach dem Redesign wurde der Google Reader endgültig eingestellt, mit dem sich bis dato viele Nutzer regelmäßig mit Informationen versorgt haben. Ich persönlich denke, dass das eine politische Entscheidung zugunsten Google+ war und der Reader deswegen geopfert wurde. Wahrscheinlich in der Annahme, dass nun G+ mit seinem neuen Design, vermehrt als Ersatz genutzt würde. Das ist natürlich rein spekulativ aber die Menge der aufgebrachten User und der darauf folgende rege Zulauf zu Alternativen wie Feedly, lassen die Gründe von Google (zu wenig Reader Nutzer) nicht gerade glaubwürdig erscheinen. Es gab sogar eine Petition, bei der sich mehr als 150.000 Nutzer beteiligten. Ich glaube, hier hat sich Google böse verzockt.
Aufbegehren der YouTuber
Google zwingt seit kurzem auch YouTube Nutzer, sich bei Google+ anzumelden bzw. aktiv zu werden. Wer Videos kommentieren will, muss sich bei Google+ anmelden. Damit hat man sich jedoch keinen Gefallen getan und der entstandene Protest schlägt nun in einen Shitstorm um. Die Reaktionen der YouTuber sind vielfältig und teils sehr heftig und eine online Petition gegen diesen Zwang, erreichte bereits über 125.000 Stimmen. Das wäre dann schon die 2. Petition in diesem Jahr, mit der sich Google konfrontiert sieht. Im Sinne der User handelt man derzeit sicherlich nicht. Dass was gerade in der YouTube Community passiert, ist für Google+ ein echtes Desaster denn hier wird jetzt deutlich, dass das soziale Netzwerk überhaupt keinen Stellenwert besitzt. Und alles wird offen und schonungslos über die hauseigene Video Plattform kommuniziert.Ein Google-Konto für alle Google-Dienste
Ein Konto für alle Google Dienste. Hört sich toll an und macht das soziale Netzwerk auch spannender. Es birgt aber auch ein großes Risiko. Wenn der Google Account gesperrt wird, hat man keinen Zugriff auf die Google Dienste. Kein Gmail, Google Drive, Docs, Plus, Music, YouTube usw. Das kommt einem Verlust vom geliebten Smartphone, indem viele ihr ganzes Leben regelrecht abgespeichert haben, gleich. Die Sperrung kann möglicherweise schneller Erfolgen, als einem lieb ist. Ein Video mit falscher Hintergrundmusik (Urheberrecht?) hochgeladen, Emails die zu oft fälschlicherweise als Spam erkannt wurden oder sich schlicht nicht an die Regeln des jeweiligen Dienstes gehalten haben. Gerade Letzteres kann schnell Probleme verursachen denn alle Dienste besitzen ein anderes Regelwerk, sind aber mit dem gleichen Konto verbunden.
Solche Dinge sorgen für Verunsicherung und niemand möchte sich wirklich von einem einzigen Anbieter abhängig machen, was aber der Fall ist. Interessant ist auch der Umstand für YouTube User, die sich von ihrem Google+ Profil trennen wollen. Löscht man den eigenen G+ Account, gehen auch die Videos verloren. Man wird also quasi gezwungen, sein Google+ Profil aufrechtzuerhalten. Heute steht da noch YouTube. Morgen vielleicht schon Gmail. Jeder Dienst ein geeignetes Druckmittel. Google kann somit weiterhin „steigende“ Nutzerzahlen präsentieren …
Fazit
Seitdem 2011 Google+ gestartet ist, bin ich dabei. Viele Dinge haben sich in kurzer Zeit verändert, nicht immer zum Positiven. Es fällt aber zunehmend auf, das G+ einfach nicht ausreichend Akzeptanz findet. Echte Konsumenten findet man auf G+ kaum, weswegen viele Unternehmen auch weiterhin lieber auf Fanpages und Facebook setzen. Diese lassen zudem sich dort noch bewerben und ordentlich verwalten. Die breite Masse zieht das soziale Netzwerk von Google bisher jedoch nicht an, zu unattraktiv erscheint Google+. Dass selbst Jugendliche lieber Facebook und Twitter nutzen und G+ keine echte Rolle spielt, ist natürlich kein gutes Zeichen. Google muss sich schon sehr anstrengen, damit Google+ nicht doch noch zum Flop wird. Es würde mich aber auch nicht wundern, wenn Google Plus das gleiche Schicksal wie Google Wave ereilen würde. In diesem Fall gibt es jedoch ausreichend Alternativen für den Nutzer.
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Frank
17. November 2013, 22:51 Uhr
Anscheinend hast du wohl nur die falschen Leute gecirclet. Ich kann mich nicht über einen leeren und inaktiven Stream beklagen. Der Artikel ist generell eher schlecht, da nicht wirklich fundiert. Und sieht nur den eigenen deutschen Tellerrand. Das Fussballbeispiel zB, interessiert jenseits des RTL Mainstreams doch keine Sau…