» Was tun bei Urheberrechtsverstößen?

am: 04.12.2009
von: Andreas
in: Allgemeines

Es ist wieder Freitag und somit Zeit für den Webmaster Friday. Aus aktuellem Anlass, hat Martin ein gutes Thema gewählt, was sicherlich die meisten betrifft. Das Thema vom Webmaster Friday für diese Woche lautet “Was tun bei Urheberrechtsverstößen?”. Mit dieser Thematik kenne ich mich einigermassen gut aus und  musste in der jüngeren Vergangenheit da auch schon mal einen Rechtsanwalt deswegen beauftragen. Es geht aber auch ohne wie dieser Artikel zeigen wird.

 

Was ist Urheberrecht und wer besitzt es?

Das Urheberrecht ist im Prinzip recht einfach erklärt. Schreibt jemand beispielsweise einen Text, entwirft ein Bild, erzeugt ein Foto oder Song, ist diese Person der Urheber und sein Werk genießt automatisch einen gewissen gesetzlichen Schutz. Wird nun ein Text oder Bild ohne die persönliche Einwilligung des Urhebers vervielfältigt, spricht man von einer Urheberrechtsverletzung und diese ist Strafbar und gilt alles andere als ein Bagatell Delikt. Dieser Gesetzverstoß, kann unter Umständen, sehr teuer werden.

 

Urheberrechtsverstöße frühzeitig erkennen

Urheberrechtsverstöße werden oftmals auch als “Content Diebstahl” bezeichnet und tatsächlich kommt dies täglich vor. Als Content kann man quasi jegliche digitale Datei bezeichnen, sei es Text, Bilder, Grafiken, Audio oder Dokumente in speziellen Formaten. Je seltener und Einzigartig dieser Content ist, umso Wertvoller ist dieser. Fast jeder Blogger erstellt diesen Einzigartigen Inhalt (Unique Content). Ist man mit seinem Content sehr erfolgreich, zieht dies leider sehr oft auch die falschen Personen an. Der Content wird dann meist frech 1:1 kopiert und für eigene Zwecke verwendet. Die ersten Auswirkungen kann man schnell erkennen: Der Blog verliert immer mehr Seiten im Google Index, das Ranking verschlechtert sich oder der Traffic bricht rapide weg. Das können erste Anzeichen für Content Diebstahl sein.

 

Hilfreiche Tools

uncover

Es gibt natürlich auch ein paar Tools und Tipps wie man diese Duplikate im Internet aufspüren kann. Der einfachste Weg um eventuell geklauten Text zu finden, ist einfach einen ausschnitt vom Artikel zu kopieren und damit die Suchmaschine zu füttern. Bei anderen Dokumenten kann man beispielsweise gezielt nach dem Dateinamen suchen oder mit den entsprechenden Keywords suchen. Diese Methoden eignen sich aber nur bei vereinzelten Texten oder Dokumenten. Um eine große Anzahl von Texten nach Kopien im Internet zu suchen, eignet sich das kostenlose Desktop Tool Uncover oder der Online Dienst Copyscape, wobei letzterer als Kostenpflichtiges Premium Angebot erst wirklich Effektiv arbeitet. Ich verwende hauptsächlich Uncover  (einmal Wöchentlich) da ich damit auch ungefähr die Schöpfungshöhe einschätzen kann.

 

Risikofaktor Schöpfungshöhe

Die Schöpfungshöhe spielt bei einer Urheberrechtsverletzung eine recht wichtige Rolle, besonders vor Gericht. Wer nicht genau weiß was eine Schöpfungshöhe ist, dem versuche ich das hier kurz zu erklären. Angenommen Ihr schreibt einen Artikel und orientiert Euch an einem bereits vorhandenem aus einem fremden Blog. Da man gerade wenig Zeit und Lust hat, formuliert Ihr das ganze nur ein wenig um und fügt dem ganzen nur noch ein persönliches Fazit zu. Viele Sätze habt Ihr nur kopiert und vielleicht nur den ein oder anderen Begriff umbenannt. Der Artikel stammt als nicht wirklich von Euch sondern Ihr habt eigentlich nur abgeschrieben und das ein oder andere geändert. Grob gesagt, 80% Schöpfungshohe vom Ursprünglichem Artikel, der Rest ist von Euch. Damit habt Ihr dann eine Eindeutige Urheberrechtsverletzung begannen. Vor Gericht ist das eine Eindeutige Sache und da kommt Ihr dann auch nicht mehr raus. Allerdings ist die Schöpfungshöhe nicht immer so Eindeutig und es ist für mich auch nicht ganz ersichtlich, wie diese immer bestimmt bzw. festgelegt werden kann. Fakt ist, sobald man anfängt auch nur einen kleinen Teil zu kopieren, muss man aufpassen. Dies gilt auch beim Zitieren fremder Artikel. Bis zu einem bestimmten Grad ist das OK und auch rechtens. Ab wann es dann tatsächlich zu einem Problem wird, hängt von vielerlei Dingen ab die selbst bei Gericht nicht immer einfach zu klären sind. Schöpfungshöhe ist für mich daher immer mit einem gewissen Risiko verbunden und zwar für alle Parteien.

 

Bewusster Diebstahl oder Unwissenheit?

copyscape

Wer nun Opfer von Content Diebstahl geworden ist, sollte zuerst mal Ruhe bewahren. Als erstes gilt es Beweise zu sichern, beispielsweise Screenshots mit Datum erstellen und die Seite abspeichern. Dabei sollte man sich die betreffende Seite genauer anschauen. Ist es eine kleine private Seite oder Blog, reicht meistens eine freundliche aber bestimmte Email um diese Angelegenheit rasch zu klären.

Setzt dennoch in der ersten Email gleich eine Frist, 3-5 Tage sind da schon als Großzügig anzusehen. Ihr werdet sicherlich als Antwort Dinge wie “Habe ich nicht Gewusst” lesen. Ist natürlich Blödsinn denn eigentlich weiß es wirklich fast jeder nur sind sich die wenigsten über die möglichen Konsequenzen bewusst. Ist aber OK solange sich die Gegenseite tatsächlich kooperativ zeigt.

Falls Ihr feststellen solltet, das hier eindeutig und ganz bewusst geklaut wird (viele Eurer Artikel auffindbar) und der Täter auch noch in irgendeiner Art und Weise Geld damit verdient, könnt Ihr Euch eigentlich eine freundliche Email gleich sparen. Es wird hier nicht nur auf Eure Gutmütigkeit oder sogar auf die Gleichgültigkeit spekuliert sondern eine eventuelle Abmahnung in Folge der Urheberrechtsverletzung ist wahrscheinlich schon längst einkalkuliert worden. Die meisten Opfer sind eben recht zögerlich, hilflos oder trauen sich einfach nicht und das wird schon lange ausgenutzt. Wenn Ihr nun mit Eurem Blog ebenfalls etwas Geld verdient, steht Ihr sogar im Wettbewerb und eine Abmahnung ist dann gerechtfertigt. Dennoch sollte man es zuerst mit einer Email versuchen da aber auch mit einer Fristsetzung. Ich kenne auch Fälle, da hat das Opfer direkt eine dicke Rechnung mitgeschickt und wehe die wird nicht beglichen. Auch das ist eine Möglichkeit die Erfolg hat ohne das man gleich den Anwalt bemühen muss. Es gibt aber auch noch weitere Maßnahmen.

 

Maßnahmen

Auch ohne rechtlichen Beistand kann man gezielte Maßnahmen treffen. Ist die Gegenseite uneinsichtig oder Unkooperativ, informiert Ihr am besten umgehend den Zuständigen Hoster über die Situation. Jeder halbwegs seriöse und professionelle Hoster, wird sich mit der Sache schnellstens befassen und in der Regel wird die entsprechende Seite auch vorrübergehend abgeschaltet bis die Angelegenheit bereinigt wurde. Auch im Ausland ansässigen Hoster reagieren da schnell, allein schon aus eigenem Interesse denn wer will schon mit einem Hoster zusammenarbeiten, der Urheberrechtsverletzung indirekt unterstützt. Das spricht sich auch schnell herum und im schlimmsten Fall kann der Hoster auch Haftbar gemacht werden.

Google kann man ebenfalls über den Sachverhalt informieren und Google schmeißt dann auch mal die betreffende Seite aus dem Index. Alleine mit diesen Maßnahmen, erhöht man schnell den Druck auf die Gegenseite und kann ein einlenken erzielen. Zumindest wird klar, das Ihr es ernst meint und da bekommen viele schnell kalte Füße ;-)

Es gibt natürlich auch die ganz schlauen, die meinen mit einem Anonymen Server im Ausland, kann denen keiner etwas. Das ist insofern so richtig, solange man die vorgegeben rechtlichen Mittel ausschöpft. Besonders schwierig wird es, wenn diese Person auch im Ausland lebt. Ist besagte Person aber in Deutschland sesshaft und man findet dies heraus, kann sich diese Gegenseite warm anziehen. Ich kenne einen solchen Fall aus meinem privaten Umfeld, wo durch eine dritte Person im Ausland, auf dessen Name ein Server anonym gemietet wurde und dies irgendwann mal aufflog. Natürlich interessierte dies auch das Finanzamt, Gewerbeamt und und und. Zu dem Fall will ich auch nichts weiter schreiben da dies meines Wissens nach, noch vor Gericht behandelt wird. Wer also meint, dauerhaft Anonym im Internet sein zu können, den halte ich für sehr Naiv.

 

Letztendlich gibt es immer mehrere Wege um Urheberrechtsverstöße friedlich zu klären und ziemlich oft wird da auch kein rechtlicher Beistand benötigt. Bei Kleinigkeiten wie die ungefragte Verwendung eines Fotos von einfacher Qualität, beispielsweise in einer Online Auktion, kann man vielleicht ein Auge zudrücken und eine kurze Email schicken (Darfst es verwenden, nächstes mal aber bitte Fragen). Problematischer wird es, wenn beide Seiten im Wettbewerb stehen (es reicht schon etwas Adsense Werbung im Blog), sieht die Sache gleich ganz anders aus. Sofort mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, empfiehlt sich aber nicht.

 

Schönes Wochenende!

 

Dieser Artikel stellt keine rechtliche Beratung dar, sondern gibt lediglich die Meinung des Autor wieder.

GD Star Rating
loading...